Seminarreihe
Code unbekannt
Code unbekannt
In der Sprache gehört das Wort zur Hälfte jemand anderem. Bedeutung wird im Dialog konstruiert. Alles was wir sagen und meinen wird durch die Interaktion und das Wechselspiel mit einer anderen Person modifiziert.*
Lässt sich das übertragen? Vermittelt sich "gute Kunst" von selbst – oder wird diese nur von denjenigen verstanden, die ihren Code erlernt haben? Soll es überhaupt um De-Codierungen, bzw. Übersetzungen gehen – oder kann ein Nicht-Wissen und Nicht-Verstehen als Potenzial für neue Dialoge sogar wichtig sein?
In der Lehrveranstaltung werden künstlerische Prozesse und ihre Wirkung in der eigenen Praxis untersucht und im Kontext theoretischer Diskurse reflektiert. Ein wichtiges Ziel ist es, das künstlerisch-gestalterische Berufsfeld durch die Erprobung von Formen und Formaten künstlerischer, transdisziplinärer Kunst- und Kulturvermittlung sowie deren theoretischer Kontextualisierung zu unterstützen und erweitern und gleichzeitig die künstlerische Qualität in der Arbeit mit gesellschaftlichen Gruppen zu erhöhen.
Im Zentrum steht dabei die Konzeption und Durchführung von Projekten in Kooperation mit dem Kunstfestival 48 h Neukölln, verschiedenen Schulen des Bezirks und dem Jugendkulturzentrum Maxim. Im Juni wird gemeinsam eine Ausstellung in der Kunsthalle kuratiert.
I. Praxis: Im Rahmen der durchgeführten Projekte tauschen sich die Studierenden in den verschiedenen Arbeitsphasen in der Lehrveranstaltung aus. Fachgebietsübergreifende Semesteraufgaben für die Ausstellung und ein Archiv werden vorgestellt und diskutiert. Die Arbeit mit diesen Aufgaben gibt in einer experimentellen Anordnung die Möglichkeit im weiteren Verlauf der Lehrveranstaltung auf der Basis eigener Ergebnisse aus der Praxis Fragen zu Partizipationsweisen in der Kunst zu untersuchen.
II. Theorie: Untersuchung der Wirkung kultureller Praxis in Bezugnahme auf ausgewählte Fachtexte von Pierre Bourdieu, Pierangelo Maset, Carmen Mörsch, Eva Sturm, Jaques Rancières, Guy Debord.
III. Praxis - Theorie: Gemeinsam sollen im dritten Teil die Phasen der kulturellen Projekte genauer untersucht werden - also von der Ideenfindung über die Wahl des Mediums bis hin zur Präsentation und Dokumentation. In welchen Phasen konnten partizipatorische Strukturen mit welchen Methoden, auf welchen Grundlagen, mit welcher Intention und in welchem Kontext eingebettet werden? Die bereits laufenden Projekte bilden den Ausgangspunkt der Untersuchungen. Daran anschließend sollten andere künstlerische Beispiele im Vergleich recherchiert werden.
IV. Methodenblock: Gemeinsam werden Methoden aus dem performativen Bereich vorgestellt, durchgeführt, gesammelt und Erfahrungen ausgetauscht. Ziel dieses Blocks ist es, das „Handlungsvokabular“ stetig zu erweitern. Künstlerisch-performative Handlungsweisen können im Rahmen der Lehrveranstaltung erprobt, erweitert, kritisiert, evaluiert und verbessert werden.
*Vergleich: The Dialogic Imagination, Bachtin, Michail, Austin (1981)
Literaturliste:
Ästhetische Bildung, Hentschel, Ulrike, Berlin (2005)
Autopoeisis, Weltzien, Friedrich, Berlin (2005)
Ästhetische Forschung: Wege durch Alltag, Kunst und Wissenschaft. Zu einem innovativen Konzept ästhetischer Bildung, Kämpf-Jansen, Helga, Marburg (2012)
Eine kurze Geschichte von KünstlerInnen in Schulen, Mörsch, Carmen, Berlin (2005)
Das Auge und der Geist, Merleau-Ponty, Maurice, Hamburg (2005) [1945]
Das Palmenbuch, Eiböck, Christoph, Hildebrand, Heiderose, Sturm, Eva Zürich (2007)
Die feinen Unterschiede, Kritik der gesellschaftlichen Urteilskraft, Bourdieu, Pierre, Frankfrut a.M. (1982)
Die Liebe zur Kunst. Europäische Kunstmuseen und ihre Besucher, Bourdieu, Pierre, Darbel, Alain, Konstanz (2006)
In bester Gesellschaft. Einführung in philosophische Klassiker der Pädagogik von Diogenes bis Baudrillard, hg. Dzierzbicka, Bakic, Horvath, Wien (2008)
Grundrisse des Schultheaters. Pädagogische und ästhetische Grundlegung des Darstellenden Spiels in der Schule, München (2005)
Handbuch Kulturelle Bildung, hg. H. Bockhorst, W. Zacharias, V. Reinwand, München (2012)
Im Zentrum der Peripherie, Kunstvermittlung und Vermittlungskunst in den 90er Jahren, hg. M. Babias, Basel (1995)
Interaction of Color, Albers, Josef, Köln (1970) [1963]
Kunstvermittlung II, hg. Carmen Mörsch, Forschungsteam der documenta 12 Vermittlung, Zürich (2009)
Kunstvermittlung als künstlerische Aufgabe?, hg. Team*partake, Hamburg (2009)
„Prozessstrategien“ als Kompetenz, Dieck, Margret, Kunstportal, Didaktisches Forum (2011)
Pädagogik der Unterdrückten, Bildung als Praxis der Freiheit, Freire, Paulo, Hamburg 1973
Theater der Unterdrückten Übungen und Spiele für Schauspieler und Nicht-Schauspieler, Boal, Augusto, Frankfurt a.M. 1989
Zeit für Vermittlung. Eine online Publikation zur Kulturvermittlung, hg. Institute for Art Education der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK)
Zoom: Berliner Patenschaften Künste und Schulen, Hg. Kulturprojekte Berlin GmbH (2011)
Zwischen Agitation und Animation. Aktivismus und Partizipation in der Kunst des 20. Jahrhunderts,
Rollig, Stella (2000)