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Was tun? Kunst und Design im Zeitalter des Anthropozän / Weißenseer Philosophien zu Kunst und Design im Zeitalter des Anthropozän
Was tun?
Kunst und Design im Zeitalter des Anthropozän / Weißenseer Philosophien zu Kunst und Design im Zeitalter des Anthropozän
Globalisierung. Zu keiner anderen Zeit der letzten Jahre ist dieses Wort mit solch physischer Wucht erfahrbar geworden. Selbst Greta Thunbergs „I want you to panic“ ist auf diese Weise persönlich geworden, wie nun die Coronapandemie. Menschheit. Ja, als „zoë“ sind wir „alle“ gleichermaßen von einer Infizierung bedroht, aber als „bíos“ haben „wir“ im Weltmaßstab doch sehr unterschiedliche Formen des Zusammenlebens (und Chancen des Überlebens).
Grund genug also in der derzeitigen Situation sich mit dem Anthropozän, also mit dem vom Menschen gemachten Erdzeitalter, zu befassen und sich so grundsätzlichen Fragen zu widmen wie: Ist die gewöhnliche Unterscheidung zwischen Natur und Kultur überhaupt noch gültig? Was genau ist der „Anthropos“ im Anthropozän, haben Kunst und Design neuerdings eine Aufgabe und wenn ja welche und wo stehen sie zwischen einem theoretisch-wissenschaftlichen und einem technischen Weltzugang?
Da dieses Seminar ein bisschen funktioniert wie eine Dorfschule (deshalb der etwas umständliche Titel) – alle Jahrgänge sind in einem Raum – gibt es unterschiedliche Arbeitsaufgaben für den ersten und zweiten Studienabschnitt (das können Sie aber auch selbst nach Ihren Interessen entscheiden):
Während es für den ersten Studienabschnitt vorrangig um die Bearbeitung von Thesen und Positionen in den ausgewählten Texten gehen wird, um die Erstellung eines Glossars zu den wichtigsten Begriffen und um Beispiel für Künstler*innen und Designer*innen,
möchte ich die Studierenden des 2. Studienabschnitts dazu auffordern, sich im (Selbst)Studium (in Gruppen oder alleine) die Literatur anzueignen, um diese dafür zu benutzen, Ihr Manifest zu schreiben, dass auf die Frage „Was tun?“ eine Antwort versucht zu finden (entweder für sich selbst oder als Gruppe).
Die Bedingungen, unter denen wir gemeinsam in diesem Semester arbeiten, haben für mich ein oberstes Ziel: Ich möchte Sie in dieser schwierigen Zeit, in der Sie alle mit existentiellen Fragen beschäftigt sind, möglichst nicht zusätzlich (vor allem nicht durch technische oder organisatorische Herausforderungen) belasten und gleichzeitig ein Semester so gestalten, dass Sie auch dieses Semester für sich etwas mitnehmen können.
Konkret heißt das: Ich werde eine sehr limitierte Literatur im Moodle-Kurs zur Verfügung stellen (einiges als e-Book, andere als Scanns) und werde mit Hilfe der so genannten „Arbeitsaktivitäten“ in Moodle schriftlich formulierte und erläuterte Arbeitsaufgaben formulieren, die Sie nach Ihrer eigenen Zeitregie bearbeiten können.
Da es in diesem Semester unerlässlich sein wird, beide Kommunikationsplattformen – Moodle und incom – zu benutzen, registrieren Sie sich bitte auf beiden; ich werde versuchen die Möglichkeiten in Moodle so weit dies möglich ist in incom zu spiegeln, wenigstens zu kommunizieren. Bitte erleichtern Sie mir die Arbeit, in dem Sie sich in Moodle registrieren und sich gegenseitig mit dem Zugang behilflich sind. Gruppenarbeit ist auf beiden Plattformen möglich, auch die dafür nötige Gruppenkommunikation.
So genannte synchrone Kommunikation, beispielsweise über Video-Konferenzen, werden nur sehr punktuell von mir vorgeschlagen werden; sind im Prinzip aber möglich.
Den Workspace in incom und den Moodle-Kurs werde ich rechtzeitig vor dem 20.April eingerichtet haben. Dort werden Sie alle Informationen, hoffentlich in verständlicher Form und Schritt für Schritt einsehen können.
Die Literatur:
Eva Horn/Hannes Bergthaller: Anthropozän. Zur Einführung, Hamburg: Junius 2019.
Bruno Latour: Warten auf Gaia. Komposition der gemeinsamen Welt durch Kunst und Politik. In: Michael Hagner (Hg.): Wissenschaft und Demokratie, Berlin: Suhrkamp 2012.
Bruno Latour: Reset Modernity (2016) und Critical Zone (2020): Ausstellungen im ZKM Karlsruhe
Haus der Kulturen der Welt: Das Anthropozän-Projekt: https://www.hkw.de/de/programm/projekte/2014/anthropozaen/anthropozaen_2013_2014.php
Frank Raddatz: Statt eines Manifests! 13 Thesen für das Theater des Anthropozän. In. Theater der Zeit, Februar 2020, Heft Nr. 2, S. 12-15 (sowie das anschließende Interview mit Antja Boetius und der Artikel von Natlie Driemeyer)
Donna Haraway: Staying with the trouble. Makin Kin in the Chthulucene, Durham/London: Duke University Press 2016 (https://www.youtube.com/watch?v=GrYA7sMQaBQ San Francisco Art Institute, 25. April 2017).
Donna Haraway: Unruhig bleiben. Die Verwandtschaft der Arten im Chthuluzän; Frankfurt/New York: Campus 2018.
Anna Lowenhaupt Tsing: Der Pilz am Ende der Welt. Über das Leben in den Ruinen des Kapitalismus, Berlin: Matthes & Seitz 2018 (The Mushroom at the End of the World. On the Possibilities of Life in Capitalist Ruins, 2015)
Birgit Schneider: Klimabilder. Eine Genealogie globaler Bildpolitiken vom Klima und Klimawandel, Berlin: Matthes & Seitz 2018.
M. Norton Wise: Neo-Classical Äethetics of Art and Science. Hermann Helmholtz and the Frog-Drawing Mchine, The Hans Rausing Lecture 2007, Uppsala University.
Geoffroy de Lagasnerie: Denken in einer schlechten Welt, Berlin: Matthes & Seitz 2018.
Thomea Ostermeier liest Lagasnerie:
https://www.youtube.com/watch?v=lj33K0Hi5ho&feature=emb_title