Wintersemester 2015/2016, Projektarchiv Mode

LOCAL INTERNATIONAL 2015/2016

LOKAL INTERNATIONAL Projekt für Modedesign-Studierende aus Dhaka und Berlin mit dem Schwerpunkt Nachhaltigkeit und faire Produktionsmethoden In Deutschland ist Bangladesch als Mode produzierendes Land bekannt. Das Label „Made in Bangladesch“ ist auf Kleidung, die in Deutschland verkauft wird, überall zu finden.Fast alle westlichen Modelabels produzieren, ob offiziell oder inoffiziell Kleidung in Bangladesch, da dort bei einem extrem niedrigen Lohnniveau eine hohe Produktionsqualität geboten werden kann. Entworfen wird die Kleidung jedoch noch kaum in Bangladesch. Mode-Studierende in Bangladesch werden zwar in ihrem zukünftigen Arbeitsleben für Märkte in USA, Asien und Europa produzieren, während ihres Studiums und in ihrem Berufsleben werden ihnen aber nur sehr beschränkte Informationsmöglichkeiten zum aktuellen internationalen Modegeschehen geboten. Umgekehrt kennen Modedesigner aus Berlin Bangladesch, eines der international wichtigsten Mode-Herstellungsländer, nur vom Hörensagen. Im Rahmen des internationalen Modedesign-Projekts ‚Lokal International' initiieren das Goethe-Institut Bangladesch, weißensee kunsthochschule berlin und die Universität der Künste Berlin eine Begegnung: Mode-Design-Studierende aus Berlin und Dhaka werden eingeladen, gemeinsam an einem internationalen Tandemprojekt teilzunehmen, das im Herbst 2015 zwischen Berlin, Deutschland und Dhaka, Bangladesch beginnt. Den Berliner Modedesignern soll die Möglichkeit geboten werden, eines der international wichtigsten Mode-Herstellungsländer kennen zu lernen und Kontakte und Netzwerke zu Berufskollegen und Herstellern aus Bangladesch aufzubauen. 
Den Mode-Designern aus Dhaka sollen sich im Gegenzug über europäische Modetrends informieren, Modeschaffende und -märkte kennenlernen und die Möglichkeit erhalten, Kontakte und Netzwerke zu Berufskolleg_innen aus Deutschland aufzubauen. Das Projekt thematisiert Nachhaltigkeit, Partizipation und Fairen Handel in der Mode, handwerkliche und lokale Produktionsmethoden und nachhaltige Gestaltungs- und Produktionsstrategien. Besonders ein Miteinander-Arbeiten auf gleicher Augenhöhe stehen im Vordergrund dieses Projekts. 
 Im Projektverlauf können gestalterische Lösungsansätze, Konzepte, Produkte oder Kollektionen in Zusammenarbeit mit Kooperations-Partnern und NGOs entstehen. Bei gemeinsamen Reisen nach Berlin und Dhaka ist geplant, NGOs und Firmen zu besuchen, die wiederbelebte traditionelle Handwerkstechniken und nachhaltig ausgerichtete Produktionsmethoden fördern, um das vielfältige Spektrum von Lösungsansätzen zu beleuchten. Das Projekt wird im Oktober 2015 starten und mit Ausstellungen im Frühjahr 2016 in Berlin und Dhaka enden. Es wird von Prof. Heike Selmer (weißensee kunsthochschule berlin), Prof. Valeska Schmidt-Thomsen (Universität der Künste) und Phillip Rupp geleitet. ZIELE -     Qualifizierung von jungen Mode-Designern aus Berlin und Bangladesch im Themenbereich Nachhaltigkeit,      Partizipation, Fairtrade und lokale Produktion -     Internationalisierung durch Erfahrungsaustausch 
Blick über den Tellerrand: Kennenlernen der anderen      Kultur und Industrie sowie lokaler Vertriebs- und Herstellungsmöglichkeiten.
Vernetzung, Bildung von      internationalen Netzwerken
Kennenlernen aktueller, europäischer Modetrends
Lernen voneinander in      Tandem-Partnerschaften -     Professionalisierung durch Zusammenarbeit mit Vertretern der Mode-Industrie
Sensibilisierung für      Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie
Anstoß zur der Partizipation innerhalb ihrer lokalen Industrie HINTERGRUND Die Textilindustrie in Bangladesch ist ein sehr bedeutender Wirtschaftsfaktor für das Land. Der Anteil am Bruttoinlandsprodukt beträgt mehr als 10 Prozent. Bis zu 20 Millionen der mehr als 160 Millionen Einwohner des Landes sind laut Herstellerverband BGMEA von der Branche abhängig. Fast 80 Prozent der Exporteinnahmen kommen aus dem internationalen Verkauf von Textilien. In Bangladesch ist die Textilindustrie für viele Bangladescher, vor allem für Frauen, die einzige Möglichkeit, ein Auskommen zu finden. 80 Prozent der Arbeiter im Textilsektor sind weiblich. Bangladesch steht im Ruf, Massenmode herzustellen und dabei der Ausbeutung von Arbeitern Tür und Tor zu öffnen. Angemessene Bezahlung, Soziale Absicherung, Ausbildung und Krankenversicherungen scheinen im Niedrigstlohnland Bangladesch unbekannt. „Wirtschaftsnobelpreisträger Mohammad Yunus, einer der berühmtesten Bangladescher, schreibt, die Textilarbeiter in Bangladesch lebten unter Bedingungen wie europäische Arbeiter zu Beginn der Industrialisierung. Der Behörde zufolge, die für die EPZ zuständig ist, liegen die Mindestlöhne in der Textilbranche seit 2010 bei 33 Euro im Monat für Hilfskräfte und reichen bis zu 75 Euro für "Hochqualifizierte" - zumindest auf dem Papier.
Die Stundenlöhne liegen bei 17 Cent - noch deutlich unter jenen der anderen großen Textilexporteure wie Kambodscha (25 Cent), Vietnam (29 Cent), Indien (39 Cent), China (ca. 1 Euro) und der Türkei (1,86 Euro). Zudem könnten sie jederzeit ohne konkreten Anlass gekündigt werden. Nur die Hälfte der Textilfabriken erfüllt die vorgegebenen Sicherheitsstandards, sagte ein Aktivist der Nachrichtenagentur Bloomberg.
Erst 2004 verabschiedete Bangladesch - auch auf Druck ausländischer Politiker - ein Gesetz, nach dem "welfare councils", eine Art Betriebsräte, gegründet werden dürfen. Ihre Macht ist aber nicht mit westlichen Arbeitnehmervertretern zu vergleichen. Laut US-Außenministerium ignorieren viele Fabriken das Gesetz ohnehin komplett. Regierungsbehörden wie das Exportförderungs-Büro des Handelsministeriums machen bei Investoren sogar Werbung mit der schwachen Stellung der Arbeiter. Auf dessen Website findet sich unter der Überschrift "Produktionsorientiere Arbeitsgesetze" der Unterpunkt: "Jegliche Bildung von Gewerkschaften in den EPZ ist verboten." 
www.sueddeutsche.de/wirtschaft/textilindustrie-in-bangladesch-arbeiten-und-sterben-im-faserland-1.1661365-2 Der Einsturz der Bekleidungsfabrik Rana Plaza am 24 April 2013, einem achtstöckigen Fabrikgebäude in Savar, Dhaka mit 1.129 Toten rückte Bangladesch kurzzeitig  in den Fokus der Weltöffentlichkeit und vor allem der Mode-Konsumenten. Mittlerweile kümmern sich einige NGOs um Hilfeleistungen für Überlebende und Angehörige der Toten. 
Highstreet-Modeanbieter wie H&M, Zara, C&A fertigen weiterhin in Bangladesch und versuchen mittlerweile mehr auf den Standard der Arbeitsplätze der Textil-Arbeiter zu achten. 
Bisher fertigen Bangladeschs Textilfabrikanten die Entwürfe amerikanischer und europäischer Designer. 
Der Wunsch, auch den Designprozess nach Bangladesch zu verlagern, wurde von einigen Textilproduzenten geäußert. Der Bedarf nach gut ausgebildeten Mode-Designern im eigenen Land wächst.

Teilnehmer Yudhi Mulyawan Adhimiharja, Artur Davtyan, Dina Kemmerling, Johanna Liebl, Maria Miottke, Cecilie Schou Gronbeck, Regina Weber, Laura Barabino
Betreuung Prof. Heike Selmer, Philipp Rupp
ProjektkategorieSemesterprojekt
indigo dyeing
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hand weaving in Dhaka
hand weaving in Dhaka
indigo workshop, Bangladesh
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textile factory in Dhaka
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Md
Md
Bangladesch Natural yes
Bangladesch Natural yes
Bangladesch hand looms
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Berlin
Berlin
textile dyeing in Berlin
textile dyeing in Berlin
Fabrikhalle, Bangladesch
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