Project-Overview

Sommersemester 2015, Projektarchiv Mode

Materialität & sensorische Forschung

Materialität und sensorische Forschung

Betreuung:

Prof. Dr. Zane Berzina

Veronika Aumann

Julia Wolf

„Wir sind soziale Wesen, und wir kommunizieren mit und durch unsere Sinne. Lange bevor wir rationale Wesen sind, sind wir schon sinnlich erfahrende Wesen. Leben ohne Sinne macht keinen Sinn.“1

Anthony Synnott, Centre for Sensory Studies (Montreal)

Materialien machen Ideen und Konzepte greifbar. Wirkung und Funktion eines Produkts sind unmittelbar von den verwendeten Materialien bestimmt; erst die physischen Komponenten bilden und definieren ein Produkt vollständig.

Designer ergreifen die Rolle des Vermittlers zwischen Ideen und Materialien, aber auch zwischen technischen Innovationen und menschlichen Bedürfnissen. Die „leistungsrelevanten Identitäten“2 (Enzo Manzini) von Materialien sind aufgrund ihrer Beschreibung durch Materialwissenschaftler oder – im besten Falle – der eigenen Erfahrung schon lange gut erfassbar. Doch was genau ist eigentlich über das Potential und die Grenzen der ästhetischen, sensorischen und emotionalen Seite von Materialien, die für ein erfolgreiches Produkt oder Artefakt so entscheidend ist, bekannt?

Dieses Projekt setzt sich mit designbezogener und experimenteller Materialforschung auseinander. Besonderer Fokus liegt hier auf der sensorischen Designforschung und -entwicklung. Ausgewählte Materialien werden genau studiert und versucht, die innere Logik sowie die verborgene Materie der Materialien zu erfassen, um deren Potential wirklich nutzen zu können: für den sinnvollen und zweckmäßigen Einsatz unterschiedlicher Materialien müssen deren Möglichkeiten und Grenzen verstanden sein.

Während des Semesters hat deshalb jeder Studierender eine eigene sensorische Forschungs- und Versuchsanordnung definiert und umgesetzt, aus der ein oder mehrere sensorische Objekte hervorgehen, die neue, multi-sensuelle Erfahrungen ermöglichen.

In der ersten Phase des Projekts standen Workshops und Vorträge mit Experten im Mittelpunkt, sowie die individuelle intensive Erforschung ausgewählter Materialien und ihrer sensorischen Eigenschaften. Für ihre Bearbeitung und Manipulation kamen sowohl High- als auch Low-Tech-Methoden infrage.

In der zweiten Projektphase wurden, verbunden mit den folgenden Aufgabenstellungen, sensorische Artefakte entwickelt:

- Entwicklung von Werkzeugen, um die Bandbreite der sensorischen, emotionalen und expressiven Eigenschaften eines Materials klar zu vermitteln.

- Erarbeitung einer konkreten Anwendung auf Prototyp-Ebene als Ergänzung der sensorischen Materialexperimente.

Das Projekt hat im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Forschungsprojekts „Smart Tools for Smart Design“ (Intelligente Werkzeuge für intelligentes Design) statt gefunden, das wiederum ein Teilprojekt von „smart³ | materials - solutions - growth“ bildet. Eingebunden waren das Fraunhofer-Institut für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik (IWU) Dresden, das Fraunhofer-Institut für Angewandte Polymerforschung (IAP) Potsdam-Golm und das Fraunhofer-Institut für Keramische Technologien und Systeme (IKTS) Dresden. Diese Forschungsinstitute haben das Projekt mit ihrer Expertise unterstützt und eine Auswahl verschiedener in ihren Laboren entwickelter formverändernder Materialien zur Verfügung gestellt, insbesondere:

- thermische Formgedächtnislegierungen

- dielektrische Elastomere

- piezoelektrische Keramik

Gäste:

Masayo Ave, Designerin (Deutschland/Japan)

Prof. Mark Miodownik, The Institute of Making (UK)

Danke an:

Andreas Kallfelz

Stefan Maria Rother

Paula van Brummelen

Literatur:

1. Synnott, Anthony, The Body Social: Symbolism, Self and Society. London, New York: Routledge, 1993, S. 128