Wintersemester 2009/10, Projektarchiv Mode

werGstücke

werGstücke

werGstücke ist weniger eine Modekollektion als eine Auseinandersetzung mit den Themen Zeit und Handwerk mit gestalterisch-künstlerischen Mitteln.

Handarbeit verlangt eine langsame Bewusstheit in der Arbeit und ist ein teils intuitiver Prozess. Die Arbeit werGstücke ist eine Huldigung an das Material Leinen und die traditionelle Handwerkstechnik der Hohlsaumstickerei. Anspruch dieser Arbeit ist es, eine alte Tradition neu erfahrbar zu machen und ihr ästhetisches und technisches Potential vor einem zeitgemäßen Hintergrund auszuloten. Dabei war der Zeitaufwand den die Technik mit sich bringt ein Aspekt, der bewusst zelebriert wurde.

Inspiration für diese Arbeit ist die Hohlsaumstickerei, eine traditionelle bäuerliche und bürgerliche Handwerkstechnik. Ausgangspunkt ist das Auflösen der Gewebefläche durch das Ziehen von Fäden. Transparenz kontrastiert mit der geschlossenen Fläche und und fließende Partien mit solchen, die durch Nahtverläufe strukturiert sind. Kupfer und Grünspantöne stehen sinnbildlich für die Unbeständigkeit des Oxidationsprozesses als ästhetische Form des Übergangs.

Die Kollektion entstand vor dem Grundgedanken der Schönheit von Auflösung, Fehlern und Übergängen. Die von Hand gezupften Fäden bleiben, wo sie sind- sich selbst überlassen. Dem weiteren Verwirren ausgesetzt, wird die Zeit sie auflösen und verzwirbeln und so die Gestaltung weiterentwickeln.

Werg bezeichnet Fasergewirr, das bei der Herstellung von Bastfasern wie Leinen als Nebenprodukt anfällt. Werkstücke sind Zwischenprodukte in der Fertigung. Der Name werGstücke nimmt Bezug auf das textile Material und die Ästhetik des scheinbar Unvollendeten.

In Zusammenarbeit mit den VIA Werkstätten Berlin, anerkannt als Werkstatt für behinderte Menschen.

Besondern Dank für das grozügige Sponsoring an:

Michele Solbiati Sasil GmbH (Leinen) and AMANN & Söhne GmbH&CoKG (Garne)