Wintersemester 2017/2018, BA/MA Visuelle Kommunikation VK_2018
✎ Kindheit, 2018
Der Roman »Grovers Erfindung« von Andreas Mand ist kein echter Roman. Es gibt keine Erzähl- und Tiefenstruktur, keine Problembewältigung, keine Entwicklung der Geschichte oder Figuren.
Was sich stattdessen vor uns aufblättert, ist das fast komplette, brilliant geschilderte Archiv eines zwölfjährigen westdeutschen Jungen in den siebziger Jahren. Mit der Naivität der Welteroberung eines Kindes nimmt Andreas, der altkluge Ich-Erzähler, uns mit in die Welt seiner Kindheit und schafft damit etwas, was den wenigsten Erwachsenen nochmal gelingt – sich wie ein Kind zu fühlen und die Dinge aus dieser Perspektive und mit dessen Sprache wahrzunehmen; Dinge, die längst und unwiederbringlich vorbei sind, nochmal ans Licht zu bringen.
Anhand des Romans begaben sich die Studierenden in eine Bild- und Schreibwelt, die ein solches Archiv in uns auslösen mag. Dabei wurden Begriffe wie Erinnerung, Kindheit und Kindheitserfahrung, Authentizität, Empathie, Perspektivübernahme genauso zu ergründen versucht wie das Geheimnis, ob und wie es uns gelingen kann, als ZeichnerInnen große Kinder zu bleiben. Die Studierenden sollten ihr Staunen, Stolpern und ihre Unwissenheit überprüfen, die uns zu ZeichnerInnen mit einem Sehnsuchtspotential werden lassen. Wie sieht die Erinnerung aus, welche Bilder löst sie aus, wenn wir ein solches Buch zur Hand nehmen? Vielleicht ist das Geheimnis guter Bilder unsere Wahrhaftigkeit und Empathie?
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