Wintersemester 2011/12,

Grid Distortion

Das Grundprinzip dieses Projekts ist der gesteuerte Zufall. Es besteht aus dem Zusammenwirken einer vorgegebenen Ordnung und gegenläufigen Prozessen, die nicht präzise gesteuert und kontrolliert werden können. Die Arbeit verfolgt insofern gleichzeitig die Intention, eine Ordnung herzustellen als auch diese wieder aufzulösen.

 

Umgesetzt wird dies in einem „Tropfverfahren“, in dem vorgegebene Geometrien durch das zufällige Verlaufen von Farbe auf Stoff in ihrer Genauigkeit aufgehoben werden. Das Verfahren verbindet eine quasi-industrielle Logik mit handwerklichen Arbeitsschritten.

Ausgangspunkt der gestalterischen Umsetzung ist ein rechtwinklig auf einer Plexiglasplatte angeordnetes Lochraster, das den geometrischen Rahmen für die verschiedenen einzelnen Entwürfe vorgibt. Diese umfassen sowohl frei komponierte Muster als auch Übertragungen traditioneller Muster und repräsentieren eine prinzipiell offene Bandbreite formaler Motive. Entwickelt werden sie in einem mehrgliedrigen und nach festen Regeln durchgeführten Verfahren.

 

Am Anfang werden in einem speziellen Vorlagenbuch für jeden Entwurf die einzelnen Parameter wie das genaue Muster, die Ausgangsfarben, das zu betropfende Material und die Fallhöhe der Tropfen festgelegt. Angelehnt an den Vierfarbdruck wurden in der Arbeit die Farben Cyan, Magenta, Gelb und Schwarz benutzt, die sich je nach Anordnung der Tropfen und des betropften Materials zu den verschiedensten Farben vermischen können. Nach entsprechender Einrichtung der Apparatur, bei der die mit Löchern versehene Plexiglasscheibe in variabler Höhe in einen Rahmen über dem darunter aufgespannten Stoff eingesteckt wird, liegt der eigentliche Arbeitsprozess dann in der nach den Vorgaben erfolgenden Applikation der Farbtropfen mit Hilfe einer Pipette. Hierbei wird das ursprünglich strenge, geometrische Muster in einen organischen Farbverlauf transformiert.

 

Entscheidend für die Arbeit ist nicht das greifbare Ergebnis, sondern sein Zustandekommen. Am Ende steht zwar ein unveränderliches Resultat, vorab ist dieses jedoch nicht festgelegt und nicht exakt planbar.

 

Im Vordergrund von Grid Distortion stand nicht die Gestaltung einer geschlossenen Textilkollektion, sondern die Entwicklung eines neuartigen Prozesses, der auf eine Vielzahl textiler Verarbeitungen angewendet werden kann. Der Reiz dieses Vorgehens liegt in der Verbindung von gesteuerten und ungesteuerten Faktoren, die gleichermaßen in einem engen Zusammenhang und einem starken ästhetischen Kontrast zueinander stehen.

Teilnehmer Jana Schiddel
ProjektkategorieDiplom
präse5.jpg
präse5.jpg
web3.jpg
web3.jpg
web 4.jpg
web 4.jpg
web1.jpg
web1.jpg
web2.jpg
web2.jpg