Wintersemester 2018/2019,
Unter die Haut
Unmittelbares,lebendiges Fleisch ist zwar allgegenwärtig, aber trotzdem nie sichtbar. Stattdessen haben wir Bilder davon oder transformieren es in entkörperlichte, harmlose Produkte. Eine Bärchenwurst, ein viereckiges Etwas in Styroporschale und Hygieneverpackung, Budapester Salat, ein tiefgekühltes Cordon Bleu. Wenn wir sie zubereiten und essen, ist die Verbindung zu ihrem Ursprung längst verloren gegangen.Dabei bestehen wir selbst aus diesem blutigen und sehnigen Material, verdeckt von der Haut, die uns das Gefühl von Integrität, Vollkommenheit und Schutz vermittelt. Was darunter liegt, bleibt ausgeblendet, und doch geht von ihm eine eigentümliche Faszination aus.
Wenn wir an Fleisch denken, kommt den wenigsten die Frage nach seiner Ästhetik in den Sinn, obwohl seine Oberfläche immer eine eigene individuelle Marmorierung aufweist. Auch diese Verbindung erscheint den meisten unvereinbar.
Unter der Perspektive von Fleisch als Substanz und gleichzeitig Metapher wurden Materialsamples entwickelt, die bestimmte visuelle und taktile Eigenschaften von Fleisch aufgreifen und auf einer artifiziellen Ebene artikulieren. Es sind künstliche Oberflächen entstanden, die man sehen oder befühlen kann und die parallel eine Fleischassoziation auslösen. Wofür Fleisch steht: mehr als nur das Fleisch, das uns im Alltag als Objekt begegnet.
Das Überschreiten von Grenzen und das Spiel zwischen Ästhetik und Ekel soll ambivalente Wahrnehmungen schaffen, da nicht naturalistisch übersetzt wird, sondern über Materialversuche und betonte Künstlichkeit eine fremdartige Vertrautheit vermittelt wird.