Sommersemester 2015, BA/MA Produkt-Design , BA/MA Textil- und Material-Design , BA/MA Visuelle Kommunikation , Bildhauerei GreenLab

Raum - Insel

Raum - Insel

 

Wie kann ein Raum partiell abgetrennt und gleichzeitig eine beweglich modulare, personalisierbare Umgebung geschaffen werden?

 

 

Meine Überlegungen zu gestalterischen Entwürfen für die Montessori-Schule Berlin-Buch orientierten sich zunächst an meinen unmittelbaren Eindrücken sowie an den Bedürfnissen der Schüler, die sich aus Befragungen und Gesprächen ergaben. Auffallend waren die wenigen Rückzugsmöglichkeiten, der teilweise sehr hohe Lärmpegel und die Unruhe, die in den Räumlichkeiten vorherrschte. Entsprechend wiesen auch die Vorstellungen der Schüler in Richtung einer klareren räumlichen Struktur, beruhigter Zonen und bequemer und abgeschirmter Bereiche zum Lernen, sich Austauschen etc. So entstand als Zielvorstellung, den gegebenen Raum durch Elemente, die eine flexiblere und persönlichere Umgebung schaffen, zu strukturieren.

 

Die ersten Entwürfe führten zu zeltartigen Konstruktionen und mobilen Spanischen Wänden, die sich zum Beispiel zur partiellen Raumabtrennung verwenden lassen. Des weiteren beschäftigte ich mich mit dem Konzept von möblierten Räumen, die komplett mit Filz überzogen sind und eine wundersam gedämpfte Umgebung schaffen, sowie mit Möglichkeiten, den Raum variabel mit großflächigen textilen Elementen zu bespielen und aufzuteilen. Der unter Einbeziehung der verschiedenen Beteiligten schließlich herauskristallisierte Lösungsansatz manifestiert sich im Gegensatz zu den vorangegangenen Ideen in einem singulären Objekt, das in sich kompakt und transformierbar ist: ein Hybrid aus Paravent und Sitzmöbel, der gleichzeitig auch der Strukturierung des Raums dient.

 

Das modulare Objekt funktioniert nach dem Prinzip eines Stecksystems: Grundelement ist eine Holzbank, die zwei Personen Platz bietet und mit Einsteckschlitzen versehen ist. In diese können unterschiedlich hohe Seiten- und Rückenteile aus thermoverformtem Filz befestigt werden. Damit lassen sich Form und Funktion der Bank frei variieren, entweder als halboffene Kapsel oder als offene Sitzgelegenheit. Durch die Verwendung der höheren Rücken- und Seitenteile wird ein Eigenraum geschaffen und gleichzeitig der Raum getrennt. Durch Zusammenstellen mehrerer Module können auch stärker abgeschirmte Raumsituationen entstehen oder – auf der Rückseite – ganze Wandflächen.

 

Durch die freundliche Optik und Haptik des Materials wird die einladende Wirkung dieser “Insel” verstärkt. Zugleich reizt an ihr die Möglichkeit der ständigen Transformation. So ist vorgesehen, dass die leichten Einzelteile aus Filz im “offenen” Modus der Bank an der Wand aufgehängt werden, sich somit im Raum verteilen. Dort erfüllen sie, wie auch im eingebauten Zustand, eine zusätzliche akustische Dämpfungswirkung.

 

Die Bank kann als ein introvertierter Rückzugsort für kontemplatives Arbeiten oder als offenes und verbindendes Raumelement für gemeinsame Aktivitäten genutzt werden. Durch seine Modularität und seine Transformationsfähigkeiten eröffnet es verschiedene Möglichkeiten der Interaktion und erweitert die Freiheit der Schüler, ihre Lernumgebung selbst zu gestalten. Ein Ankerpunkt und Raum im Raum, der immer wieder neu in Besitz genommen werden kann.

Betreuung Prof. Susanne Schwarz-Raacke, Prof. Dr. Zane Berzina, Anne Hederer, Lucas Bahle
ProjektkategorieBachelor Projekt-Fächer BA/MA Produkt-Design, BA/MA Textil- und Material-Design, BA/MA Visuelle Kommunikation, Bildhauerei
Raum-Insel
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