Wintersemester 2014/2015, BA/MA Visuelle Kommunikation

Was ist ein Buch? Redaktionelles und visuelles Konzept einer Buchreihe

Was ist ein Buch?

Redaktionelles und visuelles Konzept einer Buchreihe – Wintersemester 2014/15,

Theorie- und Praxisprojekt

 

Der Stoff

In diesem Projekt wird das Konzept einer Buchreihe entwickelt und anschließend realisiert. Gegenstand des ersten Buches in der Reihe sind neun Vorträge, die in den letzten Semestern im Rahmen der Vortragsreihe »ver_she_denes« an der Weißensee Kunsthochschule Berlin gehalten wurden. Diese Vorträge thematisierten der Förderung von Frauen in den Wissenschaften und sollen ab Ende des Wintersemesters tatsächlich publiziert werden.

 

Theorie und Praxis

Die prinzipielle Idee dieses Projektes ist, die Wechselwirkung von »Theorie« und »Gestaltung« zu erproben. In diesem Sinne ist z.B. der Begriff »Schriftbildlichkeit« zu verstehen: die Schrift sowohl als diskursiv (Sprache) als auch als ikonisch (Bild) betrachten. Und in dem Sinne kann ein sprachlich starkes Argument entweder über die Typografie noch bestärkt, oder aber dem Augenschein nach in eine dienende Typografie verpackt werden. Gendergerechte Sprache und ihre typografische Gestaltung soll ebenso zum Thema gemacht werden, wie das gestalterische Verhältnis von Bild und Text. Außerdem sollen die unterschiedlichen Möglichkeiten, die ein analoges Buch und ein eBook bieten (wenn man Letzteres nicht bloß als digitale Variante vom ersten versteht) untersucht werden. Was bedeutet dies für die Gestaltung?

Im Rahmen des Semesterprojekts gibt es Vorträge die sich auf Informationsvermittlung, Weiterbildung, Textverfassung, Redaktion, Buchgestaltung und Buchtypografie beziehen. Es geht aber auch um »praktische« Fragen wie: Was ist eine passende Form für den Inhalt? Gibt es geeignete Schriften für ein bestimmtes Genre? Wie übersetze ich die inhaltliche Struktur in eine gute, klare visuelle Dramaturgie? In wieweit folgen wir den klassischen Regeln für Lesbarkeit bei Buchtypografie? Wie setze ich den Text, damit eine optimale

typografische Tonalität entsteht (Rhetorik & Typografie). Aber auch: Wie kommuniziere ich mit dem Auftraggeber und dem Produzenten.

Wir setzen uns auch mit dem organisatorischen Teil bei der Umsetzung auseinander: die Produktionsvorbereitung in Indesign für sowohl Print als digitale Publikationen.

 

Die Umsetzung

Wie bei der klassischen Auftragserteilung an Buchgestalter geht es darum, das vorhandene Material (neun Essays) kritisch zu sichten und redaktionell wie dramaturgisch interessante Konzepte für ein Buchprojekt zu entwickeln. Dabei ist es nicht nötig, schon mit den Inhalten und der Thematik vertraut zu sein. Im Gegenteil: der frische Blick auf das Unbekannte führt oft zu Neuorientierungen und Entdeckungen.

Wir werden uns in den ersten Wochen mit dem Material beschäftigen, um den Inhalt und dessen Struktur zu verstehen, dafür passende visuelle Umsetzungen zu finden und Bilder zu recherchieren. Die Texte umfassen (Quer)verweise, Zitate, Noten und Quellenangaben. Dennoch: ungewöhnliche Lösungen die von üblichen Standards und klassische Methoden abweichen, sind gefragt und sogar wünschenswert.

 

Gäste und Exkursion

Es gibt viele Akteure die an dem Prozess von der ersten Idee bis zur Buchproduktion beteiligt sind. Wir werden einige von ihnen als Gastsprecher zu Tischgesprächen einladen, um mehrere Sichtweisen zu erfahren. Außerdem ist einen Ausflug zur Buchmuseum der Deutschen Bücherei, die Hochschule für Grafik und Buchkunst und das Tschichold-Archiv in Leipzig eingeplant.

Eingeladen werden: drei oder vier Buchgestalter, ein Lektor, einen Verleger, einen Autor und eine Verlagsexpertin für die Gestaltung des eBook-Programms.

Angefragt sind u.a. Troppodesign Heike Grebin, Andreas Trogisch (Berlin), Gabriele Götz (Amsterdam), Renate Stefan (Aufbau Verlag / Die Andere Bibliothek), Le-Tex Leipzig,

Hoffmann und Campe ePublishing, Raureif Berlin, TwoPoints (Berlin-Barcelona), einen

Lektor der für Rowohlt, Berlin Verlag und Hansa-Verlag arbeitet. Zu diesem Zeitpunkt (am 29. Sept) haben bereits verbindlich zugesagt: Troppodesign, Gabriele Götz, Renate Stefan.

Die Vorträge finden in Oktober/November statt.

Die anderen Gästen können wir zum Semesteranfang mitteilen, sie werden dann in Dezember und Januar kommen. Exkursion Leipzig findet voraussichtlich anfang Dezember statt.

Einführung in die Buchfunktionen von Indesign (Simone Schöler) anfang Januar.

 

Troppodesign ist die neue Studio van Heike Grebin und Andreas Trogisch (vorher grappa und blotto). Beide sind sehr erfahrene Gestalter die sich durch eine eine konzeptionelle Arbeitsweise, gestalterisches und typografisches Können sowie technologischen Forschergeist auszeichnen. Im Bereich der Buchgestaltung sind sie durch experimentelle, kraftvolle und innovative Projekte aufgefallen. Dabei zeigen sie aber auch einen feinen Sinn für Details in der Typografie.

Außerdem realisieren sie Buchprojekte im Eigenauftrag. So ist von Andreas gerade das Buch »Replies« erschienen. Heike ist außerdem Professorin für Typografie in Hamburg. Der Fokus der Lehre liegt auf typografischen Informationssystemen im Kontext historischer, politischer und technologischer Prozesse. (http://blottodesign.de/navigation/index-blotto-25.html) (http://troppodesign.de/news/)

 

Gabriele Götz ist Professorin für Redaktionelles Gestalten an der Kunsthochschule Kassel und Gestalterin in Amsterdam. Sie studierte in Berlin und Los Angeles (Cal Arts) und arbeitete u.a. mit Studio Anthon Beeke und Total Design zusammen. Mit ihrem Ein-Frau-Studio »ambulant design« ist sie seit 1991 international tätig und verantwortlich für Konzeptentwicklung, Bildredaktion, Typografie, Gestaltung und Produktion mit unterschiedlichen Medien.

Sie entwickelte Projekte für und mit Verlagen, Instituten, Galerien, Autoren, Kunsthistorikern und Künstlern: u.a. Marlene Dumas, Lidwien van de Veen, John Gossage und Fiona Tan. Gerade hat sie den Katalog für die Ausstellung von Marlene Dumas im Stedelijk Museum Amsterdam fertig gestellt.

 

Renate Stefan war Herstellungsleiterin bei De Gruyter, Berlin Verlag und Aufbau Verlag.

Sie hat in dieser Funktion viele Gestalter in den Bereichen Fiction, Nonfiction, Kinder- & Jugendbuch und Taschenbuch beauftragt. 1987 gründete sie den »Herstellersarbeitskreis Berlin« und 1998 die »Schwäbisch-Gmünder Typografieseminare«. Sie fungierte viele Jahre als Jury-Mitglied zur Auswahl der Schönsten Bücher im nationalen und internationalen Wettbewerb und hielt sowohl in China als in Deutschland Vorträge zur Buchgestaltung und Buchherstellung in Deutschland. Seit 2013 ist sie für den gestalterischen Auftritt der bibliophilen Buchreihe »Die Andere Bibliothek« verantwortlich. Außerdem steht sie als Fachbeirätin der Geschäftsführung der Stiftung Buchkunst mit Rat und Tat zur Seite.

ProjektkategorieSemesterprojekt Projekt-Fächer BA/MA Visuelle Kommunikation