Sommersemester 2014, BA/MA Produkt-Design , BA/MA Textil- und Material-Design , BA/MA Visuelle Kommunikation GreenLab

KUNST STOFF WECHSEL

Biokunststoffe aus regenerativen Materialien sind als Alternative zu erdölbasierten Kunststoffen auf dem Vormarsch - doch welche Kompromisse werden bei den Additiven gemacht?

 

In unserem Materialexkurs widmeten wir uns der Herstellung eines kompostierbaren Biokomposits, das aus lausitztypischen Materialien erzeugt und mit der Färberpflanze Krapp eingefärbt wird. Mit einfachen Mitteln wollten wir so eine Alternative zu üblichen Produktionsmethoden aufzeigen, bei denen Biokunststoffe weiterhin mit auf petrochemischer Basis erzeugten Farbgranulaten kombiniert werden.

 

Um unseren Forschungsprozess für den Betrachter erlebbar zu machen, haben wir ihn in eine Installation übertragen, die in gewisser Weise eine Laborsituation nachstellt. Sie zeigt den zyklischen Lebensweg eines Produkts, das im Sinne des Kreislaufs der Biosphäre am Ende wieder zu seinen Ausgangsstoffen zerfällt.

 

Am Anfang steht die Pflanze, in unserem Falle die Färberpflanze Krapp, sowie verschiedene weitere Pflanzen, die als Grundlage für Biokunststoffe und -komposite dienen. Pflanzen produzieren aus Wasser und atmosphärischem Kohlenstoffdioxid durch Photosynthese Biomasse, aus der Fasern, Pflanzenöle, Stärke und Farbstoffe extrahiert werden können. Mit deren Aufbereitung erhalten wir die Primärstoffe zur Kompositherstellung.

 

Krapp ist insofern eine besondere Färberpflanze, als sie eine große Variationsbreite an Farben ermöglicht, von allen erdenklichen Rottönen über Orange, Pink, Purpur, Braun bis zu einem temporären grünen Farbton, der bei Luftkontakt oxidiert. Einflussfaktoren sind zum Beispiel der Einsatz unterschiedlicher Metallsalze oder der Säure- bzw. Stärkegehalt eines Biokunststoffs. Auch das Alter und die Herkunft der Pflanze spielen eine Rolle; die Assoziation eines “Jahrganges” liegt nahe. So wird die individuell eintretende Farbigkeit zur Qualität des Produktes und steht im Gegensatz zu einer vorhersehbaren, exakt kontrollierten Produktion.

 

Als greifbares Objekt entstand eine Sandale, die stellvertretend ein kurzlebiges Produkt und dessen Lebenszyklus repräsentiert. Nach ihrer Nutzungsdauer soll sie bedenkenlos auf den Kompost gegeben werden können, wo sie nach ihrem Zerfall wieder zur Grundlage für neue Ausgangsstoffe wird.

 

Die Sandale kann mit dem ökologischen Fußabdruck assoziiert werden, verweist aber auch konkret auf die Potentiale der Lausitz und die Möglichkeiten, regionale Ressourcen zu verknüpfen. In Form des lokalen Anbaus zukunftsweisender Nutzpflanzen und Forschungseinrichtungen wie das Fraunhofer Institut für Angewandte Polymerforschung am Standort Schwarzheide.

 

Angesichts globaler Probleme ist ein Umschwenken auf Produkte, die aus nachwachsenden Rohstoffen gefertigt sowie biologisch abbaubar sind, unumgänglich. Unsere Vorstellung ist, dass sich moderne Technologien und tradierte Materialkenntnisse zu einem zukunftsweisenden Forschungsfeld verbinden.

Teilnehmer Dorothea Brockmann, Johanna Taubenreuther
Betreuung Prof. Susanne Schwarz-Raacke, Prof. Dr. Zane Berzina, Prof. Steffen Schuhmann, Anne Hederer
ProjektkategorieSemesterprojekt Projekt-Fächer BA/MA Produkt-Design, BA/MA Textil- und Material-Design, BA/MA Visuelle Kommunikation
Ausstellung während des Rundgangs 2014
Ausstellung während des Rundgangs 2014
Krapppflanze
Krapppflanze
Krappwurzel
Krappwurzel
Farbextraktion
Farbextraktion
Extrahiertes Farbpulver
Extrahiertes Farbpulver
Mit Krapppulver gefärbte Bio-Komposite
Mit Krapppulver gefärbte Bio-Komposite
Mit Krapppulver gefärbte Bio-Komposite
Mit Krapppulver gefärbte Bio-Komposite
Bio-Komposite aus Materialien aus der Lausitz
Bio-Komposite aus Materialien aus der Lausitz
Lausitz-Sandale
Lausitz-Sandale
Lausitz-Sandale
Lausitz-Sandale
Lausitz-Sandale
Lausitz-Sandale
Lausitz-Sandalen
Lausitz-Sandalen
Biologisch abbaubare Schuhsohle
Biologisch abbaubare Schuhsohle