Wintersemester 2012/13, Projektarchiv Mode

THINGS FALL APART

Foto: William Minke

 

Deutsche sind weltweit berühmt und berüchtigt für Ordnung, Struktur und Kontrolle. Vor allem im Ausland treffen sie immer wieder auf die recht abgedroschene Vorstellung dieses »typisch Deutschseins«. Eine dort weitverbreitete Meinung scheint zu sein, dass Deutsche stets alles unter Kontrolle haben.

 

In seiner Debutkollektion »Things Fall Apart« stellt Bobby Kolade eben diese Denkbilder in Frage. Formale Elemente wie Gürtel, Krägen und Manschetten stellen diese in der Bekleidung dar. Was passiert allerdings, wenn diese Elemente offen und ungebunden sind, sie lose herabhängen? Sie erwecken den Anschein auseinanderzufallen, tun es aber nicht. Auseinanderfallendes zusammenzuhalten ist die Kernidee der Kollektion. Ähnlich der altertümlichen japanischen Tradition des kin-tsugis, bei der

zerbrochene Keramik mit einem mit Goldpulver bestreuten Harz restauriert wird. Die golden hervortretenden Risse verleihen der Keramik eine einzigartige Ästhetik, die weder vorherzusehen noch nachzubilden ist.

 

Ein vergleichbares Konzept wird in Uganda bei der Herstellung des Rindentuchs lubugo, dem ältesten Gewebe der Welt, verfolgt. Die Rinde des ostafrikanischen Feigenbaums wird dabei mit Hämmern geschlagen bis ein dünnes Material entsteht, das am Ende oftmals das 10-fache der Originalgröße beträgt. Ein langwieriger und mühsamer Prozess, der 2008 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wurde. Unebenheiten, Löcher

und Risse, die geflickt werden, sind integraler Bestandteil der unnachahmlichen Struktur dieses Gewebes.

 

Trotz der Entfernung von ungefähr 11500 km, gibt es weitere Parallelen zwischen japanischen und ugandischen Traditionen. So tragen beispielsweise Frauen beider Kulturen ein buntes bodenlanges Kleid zusammen mit einem dominanten und kunstvoll gebundenen Gürtel. Ein Obi schmückt den Kimono; eine Schärpe verziert das ugandische Kleid Gomesi.

 

Die Kollektion ist einer besonderen Berlinerin gewidmet. Diesen speziellen Typ Frau hatte der Designer während des gestalterischen Prozesses stets vor Augen. Dem in Berlin lebenden Künstler Uli Knözer ist es gelungen, dieser imaginären Frau ein Gesicht zu geben. Gedoppelte Hosenbünde und Krägen, Schlitze, Schichtungen und Reissverschlüsse in den Ärmeln regen den Träger dazu an, sich die Kleidungsstücke zu eigen zu machen, sie zu individualisieren. Es geht viel mehr um das Wie als um das Was.

Teilnehmer BOBBY KOLADE
ProjektkategorieDiplom
BOBBY KOLADE
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Alle Rechte vorbehalten
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