Sommersemester 2012,

Metaphorik des Raumes

Leitung: Dr. Ana Maria Rabe

 

METAPHORIK DES RAUMES -

EIN PHILOSOPHISCH-KÜNSTLERISCHER DIALOG

 

„Das Morgenrot, sagen die Mystiker, ist eine kleine Auferstehung und verleiht eine Erkenntnis: die cognitio matutina: Es ist der Raum, der zwischen Materie und Geist vermittelt. Die Schönheit erscheint darin so schwerelos wie nie. Indem das Gedicht jene Enthüllung zum Ausdruck bringt, nähert es das Wort dem Wesentlichen. Und dieses Wort, das nichts zu ‚beweisen’ hat, aber doch zu ‚zeigen’ hat, verliert seinen für gewöhnlich nützlichen Sinn, um das Ganze zu erfassen. Denn das Leben des Menschen besteht nicht lediglich darin, sich in die Geschichte einzufügen: da sind noch weitere Dimensionen, eine Vielfalt an Zeiten und Räumen, die nicht alle bekannt sind.“ (Clara Janés)

 

Ziel des dreitägigen Blockseminars ist es, den Raum, der eine der großen Fragen und Herausforderungen der Kunst wie auch der Philosophie darstellt, in Verbindung mit der Erfahrung und dem Leben des Menschen zu erkunden. Als Ausgangspunkt und Leitfaden dienen unterschiedliche räumliche Metaphern, die die menschliche Vorstellungs- und Schöpfungskraft mit Hinblick auf die Frage nach dem Raum und Ort des Menschen anregen, orientieren und lenken. Derartige Metaphern, die im Seminar besprochen werden, sind etwa: Treppenhaus, Tür, Dachterrasse, Stadtplan, Labyrinth, Spur, Ruine, Panorama, Meer, Horizont, Welle, Wasserober-fläche, Morgenröte, Fenster, Jalousie, Bildschirm... Im engen Dialog zwischen Kunst und Philosophie soll ausgehend von ausgewählten philosophischen Texten und künstlerischen Arbeiten der Wirkkraft der Raum-Metaphern für das Leben, Denken, die Vorstellung und künstlerische Produktivität nachgespürt und in verschiedene Bereiche des künstlerischen Schaffens hinein gefolgt werden: dem Theater und Bühnenbild, der Zeichnung und Malerei, der Skulptur und Installation, dem Film und der Dichtung. Auf diese Weise sollen Verbindungslinien zwischen der Philosophie und Kunst, aber auch zwischen den einzelnen Schaffensbereichen der Kunst hergestellt werden.

Die vielgestaltige Poetik des Raumes wird so im Seminar im Lichte ihrer Metaphern und deren Ausläufern auf verschiedenen Wegen und mit unterschiedlichen Mitteln erschlossen: sowohl durch die gemeinsame Lektüre der Texte von Philosophinnen und damit einhergehend die Betrachtung und Besprechung von Filmen, Gedichten und Werken von Künstlerinnen, die im Seminarraum stattfinden werden, als auch durch das Aufsuchen von Arbeiten, Installationen und Werken vor Ort: in den Ateliers der Kunsthochschule, im städtischen Umfeld, im Ausstellungsraum. Alle Teilnehmer/innen sollen bei diesen Dialogen und Erkundungen in und außerhalb der Kunsthochschule aktiv mit einbezogen werden, wobei die Möglichkeit besteht, in Kurzreferaten zu den jeweils besprochenen Themen und räumlichen Metaphern selbst gewählte Beispiele aus der Kunstgeschichte, aber auch eigene Arbeiten vorzustellen. Um den aktiven Austausch zu gewährleisten und um einen Schein erwerben zu können, ist eine Vorarbeit der angemeldeten Teilnehmer/innen in Form einer vorherigen Lektüre der grundlegenden Texte des Seminars und die Vorbereitung eines Kurzreferates notwendig. Eine Vorbesprechung zum Seminar findet am 19. April statt.

Die Auswahl der im Seminar zu besprechenden Texte, Werke und Filme, die den Schwerpunkt in Spanien setzt, hat auch zum Ziel, zeitgenössische spanische Philosophie und Kunst in ausgewähl-ten herausragenden Figuren näher zu bringen, zu denen die Philosophin Ana María Leyra und ihre Arbeit zum Dramaturgen Antonio Buero Vallejo gehört, die Filmemacherin Susana Chillida und ihr Film zum Bildhauer Eduardo Chillida, die Dichterin Clara Janés und die diesjährige Preisträgerin des Großen Kunstpreises Berlin 2012: die Bildhauerin Cristina Iglesias.

 

Grundlegende Texte für das Seminar:

 

1) Janés, Clara, Die unaufhaltsame Ruhe und andere Gedichte, Zürich 2004.

2) Robert Kudielka, „Cristina Iglesias“, in: Großer Kunstpreis Berlin 2010. Bildende Kunst. Kunstpreise, hg. v. der Akademie der Künste Berlin, Berlin 2012, S. 2-11.

3) Leyra, Ana María, „Grenzen und Schwellen. Vom Bild zum Wort in den Skizzen Antonio Buero Vallejos“, in:

Les arts en l'época de l'espai – Las artes en la época del espacio – Die Künste in der Epoche des Raumes, hrsg., eingeleitet und übersetzt von Ana María Rabe, Barcelona 2010, S. 254-280 (Abbildungen: S. 37-66).

Das Buch ist in der folgenden web-Seite einsehbar und kann heruntergeladen werden: www.residencia-investigadors.es/cont/publicacions/publicacions_sola_eng.php

4) Sontag, Susan, „Im Zeichen des Saturn“, in: dies., Im Zeichen des Saturn, Frankfurt a. M., 1990 S. 126-147.

 

Sommersemester 2012

3-tätiges Blockseminar, gefördert durch den Frauenbeirat der KHB

Leitung: Dr. Ana María Rabe

Betreuung: Prof. Hanna Hennenkemper

Ort: Vorführraum der Malerei (Keller) und nach Absprache

Zeit: 11:00 – 18:15 Uhr

21.-23. Mai 2012

Vorbesprechung:

19. April, 14:00 Uhr

im SEMINARRAUM DER MALEREI: 2. OG des Malereigebäudes

Supervision Hanna Hennenkemper
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