Sommersemester 2017, BA/MA Produkt-Design

Unter Bäumen | Nils Jünke & Rahel Jacob

Der Wald ist eine Ansammlung geballter Natur. Bäume, Sträucher und Gräser bilden den Lebensraum der Tiere. Für den Menschen ist er eher ein Ort der Sehnsucht und der Ruhe. Sein Schutzraum sind die Häuser der Stadt. In ihr finden sich statt der vielfältigen Farben und Strukturen der Natur glatte Oberflächen, asphaltierte Straßen und oftmals einheitliche Gebäude. Im Wald füllen die furchigen Stämme der Bäume das Blickfeld des Betrachters.

 

Doch trotz der Unterschiede besitzen die zwei Lebensräume Gemeinsamkeiten. Ähnlich wie die Rinde eines Baumes bietet die Fassade eines Hauses seinem Inneren Schutz vor äußeren Einflüssen. In der Annäherung dieser zwei Extreme lag das Hauptaugenmerk des Projekts. Unter Bäumen bringt die Vielfalt und Natürlichkeit der Rinde in die Einheit der Stadt. Die statische Fassade wird aufgebrochen und der Dynamik der Natur angenähert.

 

Keramische Schindeln bilden die witterungsabweisende Schicht der Außenwand. Parallel auf den Modulen angeordnete Rillen lassen Regenwasser langsam die Fassade herunterlaufen. Einzelne Elemente speichern durch ihre Materialität für kurze Zeit die Flüssigkeit. Diese teils feuchte, in ihrer Oberfläche maximierte Wand bietet einen verbesserten Lebensraum für Moose und andere Pflanzen. Die Struktur der einzelnen Schindel ist durch die Oberfläche eines Baumstammes inspiriert. Ein einziges Modul wird unterschiedlich gedreht aufgehängt. Im Gesamtbild ergibt sich so ein unregelmäßiges Muster ohne Wiederholungen.

 

Die Fassade wird in ihrer Farbigkeit von vier Tonarten bestimmt, die durch unterschiedlich hohe Brenntemperaturen entweder porös, verdicht oder glasiert sind. Während Regen an den hoch gebrannten Elementen abperlt, nehmen die niedrig gebrannten Teile Wasser schnell auf und geben es eben so schnell wieder ab. Somit wird die Feuchtigkeit an der Außenwand optimal reguliert und Frostschäden an den Schindeln unterbunden, da diese nur für kurze Zeit klamm sind.

 

Die Fassadenverkleidung aus Ton wird wie Dachziegel auf ein hölzernes Gitter gehängt, das die keramischen Elemente mit der tragenden Wand verbindet. Dieses Gitter ermöglicht eine Luftzirkulation von unten nach oben an der Hauswand entlang. Durch die Hinterlüftung wird an der Fassade entstehende Feuchtigkeit dauerhaft abtransportiert und somit Folgeschäden wie Fäule oder Schimmel verhindert.

 

Gedämmt ist die Außenwand durch eine Schicht Hanfwolle. Das ökologische Dämmmaterial wird aus der Faser des speziell dafür gezüchteten Industriehanfs gewonnen. Dieser schützt, wie auch synthetische Werkstoffe, das Innere des Hauses vor Hitze und Frost, ist jedoch diffusionsoffen, lässt also einen Luft- und Dampfaustausch von innen nach außen und umgekehrt zu.

 

Unter Bäumen verbindet die lokalen Rohstoffe Ton, Holz und Hanf zu einem nachhaltigen Fassaden- und Dämmkonzept, dem man seine Naturverbundenheit ansieht.

Supervision Prof. Barbara Schmidt
Project categorySemester Project Project subjects BA/MA Produkt-Design
Unter Bäumen
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