Wintersemester 2014/2015, GreenLab , Internationales , Veranstaltungen , Projektarchiv Mode
LOCAL INTERNATIONAL ALUMNI 2014/15
Weiterbildungsprojekt für Modedesign-Graduates aus Dhaka und Berlin mit dem Schwerpunkt Nachhaltigkeit und faire Produktionsmethoden
In Deutschland ist Bangladesch als Mode produzierendes Land bekannt. Das Label „Made in Bangladesch“ ist auf Kleidung, die in Deutschland verkauft wird, überall zu finden. Entworfen wird die Kleidung jedoch noch kaum in Bangladesch. Mode-Studierende in Bangladesch werden zwar in ihrem zukünftigen Arbeitsleben für Märkte in USA, Asien und Europa produzieren, während ihres Studiums und in ihrem Berufsleben werden ihnen aber nur sehr beschränkte Informationsmöglichkeiten zum aktuellen internationalen Modegeschehen geboten. Umgekehrt kennen Modedesigner aus Berlin Bangladesch, eines der international wichtigsten Mode-Herstellungsländer, nur vom Hörensagen.
Im Rahmen des internationalen Modedesign-Projekts ‚Lokal International' initiieren das Goethe-Institut Bangladesch, weißensee kunsthochschule berlin und die Universität der Künste Berlin eine Begegnung:
Junge Mode-Designer_innen aus Berlin und Dhaka wurden eingeladen, gemeinsam an einem internationalen Tandemprojekt teilzunehmen, das seit Herbst 2014 zwischen Berlin, Deutschland und Dhaka, Bangladesch, stattfindet.
Das Pilotprojekt thematisiert Nachhaltigkeit, Partizipation und Fairen Handel in der Mode. Lokale Produktionsmethoden und nachhaltige Gestaltungs- und Produktionsstrategien und besonders ein Miteinander-Arbeiten auf gleicher Augenhöhe stehen im Vordergrund dieses Projekts.
Den Berliner Modedesigner_innen wird die Möglichkeit geboten, eines der international wichtigsten Mode-Herstellungsländer kennen zu lernen und Kontakte und Netzwerke zu Berufskollegen und Herstellern aus Bangladesch aufzubauen.
Die Mode-Designer_innen aus Dhaka können sich im Gegenzug über europäische Modetrends informieren können, Modeschaffende und -märkte kennenlernen, Mode-Messen und die Berlin Fashion Week besuchen und die Möglichkeit erhalten, Kontakte und Netzwerke zu Berufskolleg_innen aus Deutschland aufzubauen.
In Tandem-Teams werden im Projektverlauf gestalterische Lösungsansätze, Konzepte, Produkte oder Kollektionen in Zusammenarbeit mit Kooperations-Partnern und NGOs entwickelt. Bei gemeinsamen Reisen nach Berlin und Dhaka werden sowohl Textil-Fabriken, als auch NGOs und Firmen besucht, die wiederbelebte traditionelle Handwerkstechniken und nachhaltig ausgerichtete Produktionsmethoden fördern, um das vielfältige Spektrum von Lösungsansätzen zu beleuchten.
Das Projekt wird von Prof. Heike Selmer (weißensee kunsthochschule berlin, Mitgründerin von GREENLAB Labor für Nachhaltige Designstrategien) und Prof. Valeska Schmidt-Thomsen (Universität der Künste, Direktorin des Instituts für experimentelles Bekleidungs- und Textildesign) geleitet.
ZIELE
Weiterbildung/Qualifizierung von jungen Mode-Designern aus Berlin und Bangladesch im Themenbereich Nachhaltigkeit, Partizipation, Fairtrade und lokale Produktion
Sensibilisierung der Designer für nachhaltige Gestaltungs- und Produktionsstrategien
Internationalisierung durch Erfahrungsaustausch
Blick über den Tellerrand: Kennenlernen der anderen Kultur und Industrie sowie lokaler Vertriebs- und Herstellungsmöglichkeiten.
Vernetzung, Bildung von internationalen Netzwerken
Kennenlernen aktueller, europäischer Modetrends
Lernen voneinander in Tandem-Partnerschaften
Professionalisierung durch Zusammenarbeit mit Vertretern der Mode-Industrie
Sensibilisierung für Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie
Anstoß zur der Partizipation innerhalb ihrer lokalen Industrie
HINTERGRUND
Die Textilindustrie in Bangladesch ist ein sehr bedeutender Wirtschaftsfaktor für das Land. Der Anteil am Bruttoinlandsprodukt beträgt mehr als 10 Prozent. Bis zu 20 Millionen der mehr als 160 Millionen Einwohner des Landes sind laut Herstellerverband BGMEA von der Branche abhängig. Fast 80 Prozent der Exporteinnahmen kommen aus dem internationalen Verkauf von Textilien. In Bangladesch ist die Textilindustrie für viele Bangladescher, vor allem für Frauen, die einzige Möglichkeit, ein Auskommen zu finden. 80 Prozent der Arbeiter im Textilsektor sind weiblich. Bangladesch steht im Ruf, Massenmode herzustellen und dabei der Ausbeutung von Arbeitern Tür und Tor zu öffnen. Angemessene Bezahlung, Soziale Absicherung, Ausbildung und Krankenversicherungen scheinen im Niedrigstlohnland Bangladesch unbekannt.
Der Einsturz der Bekleidungsfabrik Rana Plaza am 24 April 2013, einem achtstöckigen Fabrikgebäude in Savar, Dhaka mit 1.129 Toten rückte Bangladesch kurzzeitig in den Fokus der Weltöffentlichkeit und vor allem der Mode-Konsumenten. Mittlerweile kümmern sich einige NGOs um Hilfeleistungen für Überlebende und Angehörige der Toten.
Highstreet-Modeanbieter wie H&M, Zara, C&A fertigen weiterhin in Bangladesch und versuchen mittlerweile mehr auf den Standard der Arbeitsplätze der Textil-Arbeiter zu achten.
Bisher fertigen Bangladeschs Textilfabrikanten die Entwürfe amerikanischer und europäischer Designer. Der Wunsch, auch den Designprozess nach Bangladesch zu verlagern, wurde von einigen Textilproduzenten geäußert. Der Bedarf nach gut ausgebildeten Mode-Designern im eigenen Land wächst.