Wintersemester 2008/09,
ZWEI
2 weiße Kerzen á 47 cm und 3,2 cm Durchmesser
2 Kerzen-Drehmaschinen
2 Pumpen
1 Wasserbecken 105 cm x 67 cm x 30 cm
140 Liter Wasser
1 Tischgestell 105 cm x 67 cm x 73 cm
Die Kerzendochte treffen sich in der Mitte, beide Kerzen werden von dort gleichzeitig entzündet. Die Drehmaschine dreht sie sehr langsam, fast nicht sichtbar, durch die Flammen schmilzt das Wachs und tropfenweise fällt es ins Wasser.Diese Wachstropfen schwimmen auf dem Wasser, werden durch die Pumpe bewegt und treffen aufeinander. Aus den zwei zylindrischen Kerzen entsteht eine organische, sich ständig ändernde Struktur auf der Wasseroberfläche.
In dieser amorphen Struktur aus lauter kleinen Teilchen bilden sich nach einiger Zeit Inseln, die die Strömung teilweise aufhalten und blockieren, so dass die Teilchen nur noch in einzelnen Bereichen zirkulieren.
Irgendwann kommen auch die letzten Teilchen zum Stillstand und unter den brennenden Dochten bilden sich massive Inseln, auf denen sich Wachs wie Terassen aus geschmolzener Lava übereinander schichtet.
Wenn die Kerzen ganz abgebrannt sind, erlöschen sie in der Drehmaschine.
Dieser gesamte Prozess dauert ca. 85 Minuten.
WASSER IN JAPAN - NäFöG-Projekt
Untersuchung des Phänomens Wasser in der asiatischen Kultur am Beispiel von Japan
Japan ist gegenwärtig das Land mit den größten Gegensätzen.
Das Alte, Traditionelle ist so nah am Neuen, Fremden, Hochtechnisierten wie nirgends sonst. Japan ist auf dem Weg die wirtschaftliche Supermacht zu werden; auf der anderen Seite ist die alte Tradition in Form von Buddha-Statuen, Gärten, Schreinen, Quellen und Tempeln im alltäglichen Leben und in der Architektur sehr präsent. Die Tempel stehen in der Stadt zwischen den Hochhäusern. Japan ist eine große Insel, umringt von Wasser an allen Seiten. Das Land besteht aus über 1000 kleinen Inseln und vier Hauptinseln: Honshú, Hokkaidó, Kyúshú und Shikoku. Das Land ist vulkanischen Ursprungs und mehr als 40 Vulkane sind heute noch aktiv. 70% des Landes ist Natur, es gibt Nationalparks und Quasi-Nationalparks.
Es gibt viele Wasserquellen in der Stadt, die sich vor einer Buddha-Statue befinden. Ein Bambusrohr dient als Wasserleitung. Der Stoff Wasser taucht im Innenraum in kleinen Aquarien mit Goldfischen auf und im Außenraum in Teichen vor Tempeln. Klimaprobleme wie Sturm, Brand, Fluten, Erdbeben beladen das Leben der Bürger mit Ungewissheit.
Im Umgang mit der Architektur merkt man den Minimalismus der Japaner, alles ist aufs nötige reduziert, nichts Unnötiges lenkt vom Wesentlichen ab
Das Minimale, Reduzierte ist nicht nur in der Architektur und im Design zu finden, sondern auch im täglichen Umgang miteinander. Mit viel Scharfsinn und einem ausgeprägten Beobachtungsblick sind die Japaner sensibilisiert auf Feinheiten und Details. Im Alltag pflegen sie eine ruhige, sachliche Kommunikation untereinander, in dem sie keine Aufmerksamkeit auf sich ziehen und die Mitbürger nicht von ihrem Tun ablenken. Diese Feinheiten und die Sensibilität sind, meiner Meinung nach, die Grundlagen für das künstlerische Schaffen. Durch mein künstlerisches Studium bin ich schon viel sensibilisierter auf die Veränderungen in meinem Umfeld. Doch ich bin überzeugt davon,
dass ich noch einen intensiveren Umgang mit Materialien, Zeit, Themen und die Kommunikation dazwischen erreichen kann, wenn ich dieses in Japan im Alltag studiere. Wichtig ist dabei auch einen Einblick in den Zen-Buddhismus, die verschiedenen Meditationsformen zu bekommen und bei einer japanischen Familie das Leben hautnah mit zu erleben.
Ich plane einen Aufenthalt in Japan nach der Regenzeit von August bis November 2009. Für mich ist es wichtig bei dieser Forschungsreise auf folgende Fragen eine Antwort zu finden:
- Wie ist die japanische Kultur mit Wasser verbunden?
- Wie gebrauchen Japaner den Urstoff Wasser in religiösen Riten?
- Welche Rolle spielt Wasser in ihrem alltägliches Leben, in der Architektur, Stadtplanung?
- Wie wird Wasser in der japanischen Philosophie, Literatur, im Zen dargestellt?
- Welche Rolle spielt die Zeitlichkeit dabei?
Ich bin überzeugt davon, dass diese Untersuchung mich weiter bringt in meiner künstlerischen Arbeit und mich künstlerische Entscheidungen viel klarer und bewusster treffen lässt. Ich möchte lernen, mehr an der primären Substanz einer Arbeit zu bleiben und nicht unnötig abzulenken.
Japan ist gegenärtig im Konflikt zwischen altem Bekanntem und neuen Fremden, wie dieser Konflikt gelöst wird ist sehr spannend zu beobachten, deshalb glaube ich, ist es jetzt genau die richtige Zeit eine Reise nach Japan zu unternehmen. Auf der Reise werde ich viele Orte, die mit Wasser in Verbindung stehen, besuchen. Und dort die natürlichen Prozesse fotografieren und Videos drehen. An von mir gewählten Orten werde ich kleine künstlerische Eingriffe in die Landschaft, die Umgebung, den Ort machen, dieses Zugefügte oder das Weggenommene wird auch übers Foto festgehalten. Dies ist eine geeignete Form Prozesse auf dem Papier sichtbar zu machen. Im Detail sind soche ortsbezogenen Eingriffe im Vorfeld nicht planbar, denn der Ort wirkt auf Dokumentationen meist ganz anders als in Realität. Deshalb ist es schwierig sich vorher ein genaues Bild und einen genauen Plan zu erstellen. Für die Vorbereitung und die Routenplanung plane ich die Monate April bis Juli. Für die Auswertung der Reise und die Zusammenführung in der Projekte plane ich die Monate Dezember bis März.