Wintersemester 2013/2014,
Zweieinhalb
Menschen haben im Laufe ihrer Geschichte eine kaum überschaubare Zahl von Materialien mit ihren spezifischen Herstellungs- und Verarbeitungstechniken und daraus resultierenden haptischen Qualitäten benutzt oder selbst entwickelt. In Berührung kommen wir heute allerdings überwiegend mit glatten, industriell verarbeiteten Oberflächen, die dem Tastsinn eine geringe Vielfalt an Reizen liefern.
Fliesen sind eine Haut für Wand oder Boden, sie bilden eine Membran, die die Trennung zwischen Räumen oder Zonen markiert und Flächen mit einer schützenden Schicht überzieht. Normalerweise sind sie modular angelegt, am häufigsten geordnet in Rastern. Verortet in zwei Dimensionen, können sie in die dritte gehen. Im Projekt Zweieinhalb soll es um den Entwurf von flächigen Modulen aus Keramik, Beton und anderen Materialien gehen, die so strukturiert und gestaltet sind, dass sie sowohl visuell interessant als auch taktil reizvoll sind. Es sollen Konzepte zur Gliederung von Flächen gefunden und neue Oberflächenstrukturen und –qualitäten, sowie Nebenaufgaben für Fliesen entwickelt werden.
Zu Projektbeginn legen wir eine fotografische und physische Materialsammlung an und setzen uns mit Beschaffenheit und Funktion von natürlichen und menschengemachten Strukturen auseinander. In der Keramikwerkstatt wird experimentell mit keramischen Massen und Glasuren, manuellen Herstellungsverfahren sowie keramischem Druckguss gearbeitet werden. Teil des Projekts wird auch ein Workshop mit Beton sein. Wir besichtigen die Golem Fliesenfabrik in Jacobsdorf-Sieversdorf, Spezialist für Baukeramik und Jugendstilfliesen. Neben den plastisch zu gestaltenden Objekten werden die Projektteilnehmer grafische Oberflächen entwickeln und in keramischem Siebdruck realisieren.